Empfangt den Heiligen Geist!

Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Wir sprechen von der Sendung des Geistes.
Dem Heiligen Geist, oder der Heiligen Geistkraft, wie sie oft genannt wird, liegt die hebräische Ruah zu Grunde und bedeutet Bewegung im Sinne von Wind, Sturm, Atem, Lebens – und Schöpferkraft.
Oft ist er sehr schön dargestellt durch das Symbol der Taube. Den Wind, den die Taube mit ihren Flügelschlägen verursacht, kann ich nicht sehen, aber ich spüre seinen Hauch und sehe seine Wirkungen.
So wird Im Johannesevangelium der Heilige Geist den Jüngerinnen und Jüngern nicht in spektakulärer Form durch Feuerzungen und Sturm, wie in der Apostelgeschichte, vermittelt, sondern in zärtlicher, persönlicher Weise.
Nach dem Friedensgruss und der Beauftragung der Jüngerinnen und Jünger überträgt Jesus ihnen den Heiligen Geist, indem er sie anhaucht.
„Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sprach zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! (Joh 20, 22)

In der Pfingstsequenz Veni sancte spiritus, das ist ein lateinischer Messgesang aus dem 12. Jahrhundert, mit dem die gläubige Gemeinde den Heiligen Geist um seinen Beistand bittet, wird in ähnlicher Weise die Qualität des Geistes beschrieben.
Der Text versucht in Bildern darzustellen, wie sich die Geistkraft Gottes auswirkt: Da ist der Geist als Kraft beschrieben, dann aber auch die Zartheit und der Trost, den er uns spenden kann, wenn es heisst:

Komm zu uns, du Heiliger Geist,
Licht von Gott, das Liebe heißt,
strahl ins Dunkel unsrer Welt!

Komm, weil du die Armen liebst!
Komm, weil du uns alles gibst!
Komm, mach unsre Herzen hell!

Du gibst Trost und nimmst die Last,
du bist ein willkommner Gast,
du hältst jung die Christenheit.


Den Gehetzten gibst du Ruh;
hitzig Streiten mäßigst du;
Dem, der weint, stehst du zur Seit´.

Strahlend Licht, dein sel'ger Glanz
fülle Herz und Sinne ganz,
mache leicht, was sonst zu schwer!

Ohne dass du in uns webst;
ohne, dass du uns belebst,
sind die Herzen tot und leer.

Wasche, was im Schmutz vergeht!
Gieße, was zu trocken steht!
Heile all das Leid der Welt!

Biege, was zu fest und hart!
Taue, was zu Eis erstarrt!
Halte fest, was stürzt und fällt.

Denen, die dir hier vertraun,
die auf keinen Sand mehr baun,
Schenke alle Gaben dein! 

Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit. Amen

(Nach einer Neuübersetzung der alten Pfingstsequenz „Veni Sancte Spiritus").

Wenn wir, liebe Pfarreiangehörige, so zurückblicken auf die vergangenen Tage, auf die vergangene Zeit, auf unser Leben, da dürfen wir uns fragen:
Wo haben wir etwas von diesem Geist erlebt?
Wo haben wir etwas von dieser göttlichen Kraft gespürt, oder von dieser Zartheit, oder von diesem Trost?

N. Spangenberg